Wissenswertes über Köln

Was bedeutet Blaumachen in Köln?

1. April 2024 | By Günther Klein Dipl.-Wirt.-Ing.

Der Waidmarkt
Vor den südlichen Toren der alten Römerstadt erstreckt sich der Waidmarkt. Hier fließt auch der Duffesbach (heute kanalisiert) durch Köln. Im Mittelalter übten hier die Färber und Gerber ihr übelriechendes Handwerk aus. Der Handel mit Färberwaid (Deutsches Indigo) wurde auf dem Waidmarkt beschränkt. Die Kultivierung von Färberwaid war in Köln nicht erlaubt, musste Waid importiert werden, zum Teil wuchs er in der Nähe von Jülich. Gesetzlich war der Handel mit der Pflanze auf den Waidmarkt beschränkt. Hier in der Nähe wurde Leinen bzw. Flachs blau gefärbt.

Woher kommt der Ausdruck Blaumachen?
Der Beruf der Färber: Die tuchverarbeitenden Zünfte hatte zunächst Lohnwerker, ehe sich Färberzünfte wie die Blaufärber bildeten. Warum gehörte es im Mittelalter zum Beruf der Färber, während der Arbeitszeit gleich literweise Bier zu trinken? - Damals durften gewöhnliche Menschen nur Kleidung in Grau-, Blau- oder Brauntönen tragen. In die Gewinnung der blauen Farbe aus dem zweijährigen gelben Kreuzblütengewächs Färberwaid, auch Deutsches Indigo genannt, musste viel Urin investiert werden. Deshalb war das Handwerk der Färber sehr geruchsintensiv. Die Färber waren in der Stadt nicht gern gesehen, beim Gären bildet sich Ammoniak (ein stark reichendes Gas). Die Arbeit der Färber war gleichzeitig auch zeitintensiv, daher hatte das Sonntagsarbeitsverbot keine Gültigkeit für diesen Berufsstand. Montags war der balue Montag, es wurde blau gemacht. Dieser Tag war frei von Arbeit und nach dem Biergenuss vom Vortag konnte man Blaumachen. Die Redewendung blau machen, spielt heute in Köln immer noch eine große Rolle, hier wird auch viel "krank gefeiert". In der Nähe liegt die Kirche St. Severin, im katholischen Köln wurde hier montags mehrere Severinusmessen gefeiert, um den Segen für die Woche zu holen. Auch die "Hörnchensmesse" (Verehrung des hl. Cornelius) war bis ins 21. Jahrhundert montags, heute dienstags an diesem Ort.

Der Prozess des blau Färbens - das blaue Wunder
In Waidmühlen wurden die Pflanzenblätter zerquetscht und anschließend getrocknet. Danach wurden sie in großen Holzkübeln mit Wasser aus dem Duffesbach bzw. nach der mittelalterlichen Nutzung auch hier abschnittsweise Blaubach genannt, angereichert. Um eine Lake mit dem richtigen pH-Wert (Lauge) zu erhalten, die zur Gärung der Blätter führte, musste der Mischung reichlich Urin zugeführt werden. Aus diesem Grund tranken die Färber so viel Bier wie Urin benötigt wurde. Da der zu färbende Stoff in dieser Pflanzen-Urin-Lake mehrere Stunden liegen bleiben musste, und die Färber wegen ihres großen Biergenusses nicht in der Lage waren zu arbeiten, wurde an diesem Tag „blau gemacht“. Anschließend wurden die Stoffe, die Bastfasern aus Leinen bzw. Flachs waren, draußen aufgehängt, da das Färberwaid nur an der Luft oxidieren und somit seine blaue bis blaugrüne Farbe erlangen konnte. Das blaue Wunder war da.

Das blau Färben heute
Das alte Handwerk veränderte sich im 17. Jahrhundert. Aus ökonomischen Gründen wurde der Färberwaid durch das echte Indigo aus Indien ersetzt, das dreißigmal mehr Farbe liefern konnte. Heutzutage werden Farben größtenteils synthetisch gewonnen. Das synthetische Blau trägt den Namen Anilin. In Frankreich, im Departement Yonne, entsteht eine mittelalterliche Burg "Guédelon" ganz nach alter Manier, hier wird auch die Wolle noch mittelalterlich mit Waid gefärbt.

Wer ist in Köln noch blau?
Der "Blaue Kölner" ist eine alte Apfelsorte aus Grevenbroich und noch heute in einigen Gärten im Rheinland zu finden. Der Kulturapfel ist süß, für den Frischverzehr und lagerfähig. Ebenfalls ist der "Blaue Kölner" eine historische Rebsorte (ursprünglich aus China), die heute noch in Slowenien und Kroatien zu Rotwein gekeltert wird. Bei unserer Südstadt-Führung bringen wir Ihnen dieses Thema näher. (ursprünglich veröffentlicht: 2016-09-03)

Günther Klein Dipl.-Wirt.-Ing.

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