Wissenswertes über Köln

Warum ist der Kölner Dom so Schwarz?

1. November 2022 | By Günther Klein, Dipl.-Wirt.-Ing.

Die schwarze Farbe des Kölner Doms
Mehr als 40 verschiedene Gesteinsarten machen den Kölner Dom steinreich, aber die vergangenen 600 Jahre haben dieser Vielfalt arg zugesetzt. Vor allem die bis in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts recht unkontrollierte Luftverschmutzung haben dem Gotteshaus schwer zu schaffen gemacht. So wird zum Beispiel der ursprüngliche helle Sandstein wird durch chemische Reaktionen zersetzt und färbt sich grau bis dunkelbraun. Auch die im sauren Regen enthaltene Schwefelsäure wandelt die Mineralien chemisch um, dabei entstehen Bakterien, die ein Algenwachstum begünstigen. Die verschiedenen Algen tönen letztlich den Kölner Dom grau, braun mal heller mal dunkler.

Rauch oder Biotop?
Im 19. Jahrhundert trug überdies der unablässige schwefelhaltige Rauch der Dampflokomotiven des auch damals schon sehr frequentierten benachbarten Bahnhofs zur Verschmutzung bei. Die Luft in Köln hat sich zwar mittlerweile gebessert. Doch der Dom ist auch ein Kleinbiotop, in dem viele Mikroorganismen, Bakterien, Algen, Moose etc. leben. Das hat zur Folge, dass die Steine des ursprünglich deutlich helleren Doms heute zusätzlich durch eine Schicht pflanzlicher Mikroorganismen dunkel gefärbt wird. Betrachtet man den Dom aus nächster Nähe, kann man jedoch erkennen, dass die Patina gar nicht schwarz, sondern eher grau und braun ist.

Reinigung der Figuren
Die Gewändefiguren an den Portalen sind meist aus hellem französischem Kalkstein. Die Figuren und Verzierungen werden schonend mit Laserlicht vom abgelagerten Schmutz gereinigt, dieser verdampft und wird abgesaugt. Durch das Prinzip der Reflexion erhöht sich die Temperatur an den Steinen nur geringfügig, so dass sie geschont werden. Erst nach der Reinigung wird ein eventueller Austausch des Materials geprüft. Viele der schwer zugänglichen Figuren werden demontiert und in den Werkstätten der Dombauhütte unter die Lupe genommen. Die erforderlichen Reinigungen sind kleinstteilige Arbeiten und jedes Mal eine Geduldsprobe. Früher wurden oft zahnarztähnliche Instrumente verwendet. Überhaupt ähnelt die Arbeit der Steinmetze der des Sisyphos: Wenn sie an einer Stelle des Domes fertig zu sein glauben, können sie an einer anderen Stelle wieder neu anfangen. Heute wird nach Möglichkeit ein flüssiges Kunstharz eingesetzt, welches die Gesteine etwas länger schützen soll.

Wichtigste Gesteinsarten
Für das Fundament kamen überwiegend Basaltsteine zum Einsatz. Vom 13. bis zum 16. Jahrhundert verwendete man hauptsächlich hell-grauen Trachyt vom nahgelegenen Drachenfels. Die tonnenschweren Gesteinsbrocken ließen sich gut über den Abhang des Bergs zum Rhein bringen, von dort konnten man das Material relativ leicht von Königswinter nach Köln verschiffen. Im 19. Jahrhundert wurde für die Vollendung vom Langhaus hellbrauner Schlaitdorfer Sandstein aus Süddeutschland verbaut und die Türme entstanden aus fast weißem Obernkirchner Sandstein aus Niedersachsen. Somit war die Domfassade bei ihrer Vollendung fast weiß bis hell-beige. Neuere Verblendungen und Reparaturen mit hellem Sandstein vermitteln einen guten Eindruck von der ursprünglichen Farbe. Hier gibt es mehr zur Kölner Dom Führung.
(ursprünglich veröffentlicht: 2016-05-03)

Günther Klein Dipl.-Ing., Dipl.-Wirt.-Ing.

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