Hier finden Sie ein Karnevalslexikon mit Erläuterungen zu den wichtigsten Begriffen aus dem Kölner Karneval. Das Lexikon ist nicht vollständig, liefert jedoch einen guten Überblick über Worte, Formulierungen und Ausdrücke, die eng mit dem Kölner Karneval oder rheinischem Karneval verbunden sind.
Alaaf: von all-aff (kölsch) bzw. all ab, dies bedeutet alle Konzentration auf Köln, Alaaf ist der Narrenruf zur Begrüßung und dient zur Kommunikation mit dem Publikum bei den Sitzungen. Der Begriff "Allaf" ist seit dem 16. Jahrhundert bekannt, der Trinkspruch auf einem Krug "Allaf fur einen goden druinck" heißt so viel wie "Nichts geht über einen guten Trunk".
Appelsinefunke: Kölner KG Nippeser Bürgerwehr 1903 e.V., Kosename wegen ihrer orange-weißen Uniformen, eröffnen Weiberfastnacht den Karneval auf dem Wilhelmsplatz bereits um 9:11 Uhr
Blaue Funken: Kölner Funken Artillerie blau-weiß von 1870 e.V., Traditionskorps, berittene Artillerie "han de Spetz" (Spitze) im Rosenmontagszug
Boor ov Buur: Der Kölsche Bauer ist seit 1871 fest im Dreigestirn. Die Figur geht zurück auf den mittelalterlichen Bauernstand. Er verkörpert mit Schild und Dreschpflegel die Reichsverbundenheit und Wehrhaftigkeit der Stadt. Seine Insigne sind die Stadtschlüssel
Bütt: Rednerpult in Form eines Fasses oder Waschbütte. Im Schutz der Bütte durfte die Obrigkeit ironisch humorvoll kritisiert werden, hier kann schmutzige Wäsche gewaschen werden.
Büttenrede: Humorvolle Rede auf Kölsch, ursprünglich in Reimform
Bützje: flüchtiges Küsschen auf die Wangen mit spitzen Lippen
Carne vale bzw. carne levare: Fleisch, lebe wohl, Start der österlichen Fastenzeit (Aschermittwoch)
Carneval ov Karneval: Begriff seit Ende des 18. Jahrhunderts für Karneval abgeleitet aus dem Lateinischen Carne vale bzw. carne levare
Divertissementche: Opernparodie auf Kölsch, theatralisch vom Kölner Männer Gesangverein Cäcilia Wolkenburg interpretiert und dargeboten
Elf: Jecke Zahl als Narrensymbol, heidnische Zahl vorbei an den zehn Geboten und den zwölf Aposteln. Start der Karnevalsaison am 11. im 11. um 11:11 Uhr und Elferrat
Elferrat: Gruppe, meist aus elf Personen (ursprünglich neun, intern können es auch mehr als elf Personen sein), die in Karnevalsgesellschaften organisatorische Aufgaben übernehmen und bei Sitzungen links und rechts vom Präsidenten sitzen. Oft sitzen die Vorstandsmitglieder eines Karnevalsvereins im Elferrat, verdiente Vereinsmitglieder oder prominente Bürger können auch im Elferrat sitzen.
Elfte im Elften: Karnevalsbeginn, seit Anfang der 1960er Jahre, ursprünglich Möglichkeit für die Karnevalsbands, ihre neuen Lieder vor Publikum zu präsentieren, daher ist die Hauptbühne noch umsonst, Eröffnung durch die Willi Ostermann Gesellschaft. Ursprünglich am Ostermannbrunnen, Zwischenstation an der Rathaustreppe, ab 1987 auf dem Alter Markt und seit 2004 auf dem Heumarkt.
Fastelovend: Ursprünglich Fastenabend vor Aschermittwoch also Karnevalsdienstag, Begriff ist seit dem Mittelalter im Rheinland bekannt
Fasteleer: Karnevalsdienstag bzw. der Zyklus von Weiberfastnacht bis Karnevalsdienstag
Festkomitee bzw. Festordnendes Komitee: Interessenvertretung von über 100 Karnevalsgesellschaften, ursprüngliches Ziel: Kultivierung des Karnevals, dieser war bis Anfang des 19. Jahrhundert aus den Fugen geraten.
Flüstersitzung: Veranstaltung der Großen Kölner KG mit leisen und nostalgischen Tönen
Funk: historisch trugen die Kölner Stadtsoldaten einen roten Waffenrock, der im Dunkeln wie ein Feuerfunke leuchtete. Ein Funk ist ein uniformierter Akteur im Karneval, der das preußische Militär persifliert. Beim Traditionskorps gilt die Maxime: Einmal Funk immer Funk.
Funkenmariechen auch Tanzmariechen: Junges sportliches Mädchen mit Dreispitz, Uniformjacke, kurzem Rock und Spitzenhöschen zeigt akrobatische Tanzeinlagen. Historisches Vorbild waren die Marketenderinnen, die im 17. und 18. Jahrhundert Soldaten begleiteten und dabei Kochen und andere Dienstleistungen anboten. Bis ca. 1930 wurde die Tänzerrolle nur von Männern besetzt. Heute gehört ein männlicher, ebenfalls sportlicher, Tanzoffizier zum Mariechen.
Funkenbiwak: Karnevalsveranstaltung der Roten Funken am Karnevalsamstag auf dem Neumarkt mit Erbsensuppe und Kölsch und Karnevalsprogramm. Die Freiluftsitzung kostet keinen Eintritt, damit jeder sich Karneval leisten kann.
Geisterzug: Alternativer Karnevalsumzug seit 1991, samstags als politische Demonstration, wechselnde Zugwege. Bereits im 19. Jahrhundert gab es Geisterzüge (Austreibung der Wintergeister) mit viel Lärm. Aktuelle Infos
Gürzenich: Tanz-und Feierhaus, benannt nach der Patrizierfamilie, ursprünglich 1441 in einer Sandgrube errichtet. Neben dem Gürzenich gibt es weitere große Festsäle e.g. Satory, im Maritim, Wolkenburg, Stadthalle Mühlheim etc.
Hofburg: Das Dorint Hotel am Heumarkt ist die Hofburg. Auf der 7. Etage gibt es zehn Zimmer, davon drei Suiten für das Dreigestirn (Trifolium), Prinzenführer, Chef de Equipe und Adjutanten, Anfang Januar ziehen sie ein. Es wird standesgemäß geflaggt: Ehrengarde, Prinzengarde und Festkomitee. Die Hotelkette wirbt mit "kölschen Büdchen" bundesweit für den Kölner Karneval. Fast 50 Jahre lang war ein Hotel an der Helenenstraße die Hofburg.
Jeck oder Karnevalsjeck: ein Narr im Rheinland hat eine positive Einstellung zum Humor, er lässt auch mal eine Fünf gerade sein. Im Karneval ist fast jeder ein Jeck und damit positiv verrückt. Ein "halve Jeck" ist eher ein Schimpfwort, kann aber auch humorvoll gemeint sein.
Jeckespill: Weetschaffssitzung, Karnevalssitzung in diversen Kneipen, Schwerpunkt: Krätzcher, Kölsch un Kalverei (Tollerei)
Kaschöttche: ursprünglich Arrestzelle, heute Nottoilette im Rosenmontagszug.
Kamelle: ursprünglich Karamellbonbons (gebrannter Zucker), heute Süßigkeiten als Wurfmaterial beim Karnevalsumzug
Kamellebüggel: Beutel für Wurfmaterial
Knabüs: wörtlich Knallbüchse, ein Holzgewehr der roten Funken mit Blumen am Ende des Laufs. Die Blumen signalisieren friedliche Absichten. Historisch haben die Kölner Stadtsoldaten; d.h. die Funken, angeblich nie wirklich geschossen. Früher war die Knabüs auch aus Holunderholz selbst gefertigtes Jungenspielzeug.
Kölner Mummenschanz: Gedicht von Goethe: 3. St. "Löblich wird ein tolles streben, Wenn es kurz ist und mit Sinn; Heiterkeit zum Erdeleben sei dem flüchtigen Rausch Gewinn" steht am Fastnachtsbrunnen
Krätzche ov Krätzje: a) lustige Erzählung, lustiges Lied; b) Karnevalsmütze, Karnevalsschiffgen
Laberdan: Kopfschmuck (Helm Perücke) der roten Funken, wörtlich: gesalzener Kabeljau
Lachende Kölnarena (ex Lachende Sporthalle 1965-1998): Größte Karnevalssitzng der Welt, je ca. 10.000 Besucher, Programm ist sehr gut. Kölsch in Pittermännche und Eierlikör sind preiswert, Essen und Trinken können auch selbst mitgebracht werden. Tickets und Informationen.
Literat: Bei Karnevalssitzungen organisiert er die Büttenredner, Musiker und Tanzgruppen. Der Literat plant die Reihenfolge, in der die Künstler bei der Sitzung auftreten.
Loss mer singe: Einsingen in den Karneval in verschiedenen Kneipen. Dabei wird über den Hit des Abends abgestimmt. Insgesamt gibt es über 30 Kneipen und am Ende steht der Hit der Session. LMS ist ein eingetragener Verein. Termine
Maach dat do fott küss ov Maht dat ehr fottkutt: Verabschiedung von Künstlern in der Sitzung, "Scher(t) dich/euch weg" ist hier eine höfliche Aufforderung.
Motto: Aktuelles Sessionsmotto vom Festkomitee Kölner Karneval: "Nur zesamme sin mer Fastelovend"
Moritat: Geschichte mit moralischem Appell, oft mit einfacher Melodie auf der Drehorgel (Leierkasten) begleitet oder als Gedicht vorgetragene Schauerballade. Ursprünglich Erzähllied des Bänkelsängers. Heute gibt es vereinzelt und im Karneval wieder Moritatensänger. Die berühmte Moritat vun Jan un Griet ist auf dem Album "Aff un zo" von BAP als Rocklied zu hören.
Muuze ov Muuzemandel: Mürbeteig in Mandelform in Fett gebacken, Karnevalsgebäck im Rheinland
Nubbel: Strohpuppe, die als Sündenbock zum Karnevalsende theatralisch zu Grabe getragen und verbrannt wird (Ursprung Kirmes auf dem Land).
Orden: Auszeichnung für die Karnevalskünstler, ursprünglich als Persiflage auf die militärische Ordensvergabe gedacht. Orden werden jährlich künstlerisch gestaltet und sind eine individuelle Erinnerung an die jeweilige Karnevalssession
Plaggeköpp: Fahnen- und Standartenträger gehen oft voran (daher Köpp), e.g. bei der Proklamation. Kölsch: Plagge = Lappen, steht hier verballhornt für die Fahne.
Prinzenproklamation: Das Dreigestirn wird offiziell ins Amt gehoben, dabei überreicht der Oberbürgermeister/in die Insignien: Prinzenpritsche, Schlüssel für den Bauer und Spiegel für die Jungfrau. Diese Sitzung zur Machtübernahme des Karnevals ist im Januar im Gürzenich, früher mit Abendgarderobe, auch heute gibt es noch viel Prominenz.
Puute-Kaschöttche: abgesicherte Bereiche für Kinder mit Beeinträchtigungen oder aus sozialen Einrichtungen entlang des Zugwegs mit Toilette und ohne Gedränge
Rosenmontag: leitet sich vom Rosensonntag Lätare ab, mit einer goldenen Rose erinnert der Papst an die Passion Christi. Rosenmontag ist der Höhepunkt des Straßenkarnevals, der Rosenmontagszug geht. Vergleiche Kölsch "Rus" (Rose) und nicht "rose" (rasen), d.h. es leitet sich von Rose ab und nicht von rasen! Die Begriffe Tulpensonntag, Nelkensamstag oder Veilchendienstag sind ebenfalls karnevalistische Ableitungen vom Rosensonntag.
Schunkeln: Brauch im Karneval, dabei schaukelt man nebeneinander eingehakt rhythmisch zur Musik seitwärts hin und her.
Session: Karnevalszeit vom 11. 11. bis Aschermittwoch mit Weihnachtspause vom 1. Advent bis zum 6. Januar, heute meist bis 2. Januar.
Spinat mit Ei, Ehrengarde der Stadt Köln, Kosename wegen der grün-gelben Uniformen, Die Ehrengarde begleitet Bauer und Jungfrau, "Dem Bauer zur Wehr, der Jungfrau zur Ehr"
Stippeföttche: Funkentanz, paarweise Rücken an Rücken mit vorgehaltenem Gewehr (Knabüs) wird rhythmisch das Gesäß bewegt, das wird auch "wibbele" genannt.
Tanzmariechen (siehe Funkenmariechen): Name außerhalb der Funken
Traditionskorps: Ehrentitel vom Festkomitee, es gibt neun Traditionskorps: Rote Funken, Blaue Funken, Ehrengarde, Nippeser Bürgerwehr, Bürgergarde, Treuer Husar Blau-Gelb, Prinzengarde, Altstädter, und Reiterkorps Jan von Werth (Namen vereinfacht).
Trifolium: wörtlich Dreiblatt (Klee), anderer Name für das Dreigestirn aus Prinz, Bauer und Jungfrau
Tusch: musikalisches Stilinstrument (Blechbläser) bei Sitzungen, markiert die Pointe eines Witzes oder zeigt den Zeitpunkt fürs Applaudieren an oder lenkt die Aufmerksamkeit auf die Bühne. Heute wird beim Tusch häufig auch ein bekannter Refrain gespielt, hier singen dann die Zuschauer mit.
Weiberfastnacht: Eröffnung des Straßenkarnevals durch die Altstädter. Dabei übernehmen die Frauen symbolisch die Macht. Ursprünge liegen bei den Marktweibern, die sich mit Kohlköpfen bewarfen und sich dabei die Haube vom Kopf rissen (Mötzenbestot). Weiber ist ein historischer Begriff für Frauen (auch in der Kirche) und wurde nicht als Beleidigung aufgefasst.
Wibbele: Rhythmische Gesäßbewegungen e.g. beim "Stippeföttche"
Woosch: als Ersatzorden gibt es eine Flönz im Hänneschen Theater: "Herr Präsident, de Woosch". Die "Woosch" wird dann wieder abgenommen, da es nur eine gibt, und diese auch für den nächsten Künstler gebraucht wird.
Wurfmaterial: ursprünglich Erbsen, Kamelle, Süßigkeiten, Blumen, Spielsachen. Früher wurden viele Apfelsinen geworfen, heute wird mehr auf Sicherheit geachtet, ebenfalls sollen keine einfachen Bonbons mehr liegenbleiben
Zabel: Säbel, meist Holzsäbel, Griff und Spitze sind aus Messing, die Spitze ist entsprechend dem deutschen Waffengesetz entgratet.
Zillche: nette Abkürzung für Cäcilia Wolkenburg den Kölner Männer Gesangverein (KMGV). Siehe auch Divertissementchen.
Zog ov Zoch (kurz gesprochen und geschlossenes o): a) Karnevalszüge, Donnerstags durchs Severinsviertel, Freitags Sternmarsch der Schull- und Veedelszog zum Alter Markt, Samstag diverse Vororte, Sonntags Schull- und Veedelszog und Köln-Brück, Rosenmontag: Dä Zoch kütt, Dienstags diverse Vororte b) Zug (Eisenbahn)